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Charlotte Stehfen (1879 – 1961)

Die mutige Pfarrersfrau

Charlotte Stehfen ist Lehrerin und die Frau des Pfarrers von Dörnberg. Mit dem Anrücken der amerikanischen Truppen gegen Ende des 2. Weltkrieges im April 1945 schlägt die große Stunde für die schon 66-Jährige. Zwölf Jahre lang, seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, hat sie mutig ihren Glauben hochgehalten. Drei ihrer vier Söhne sind bereits im Krieg an der Front gefallen. Doch nun kommt der Krieg zu ihr nach Hause.

Mit ihrem Mann und dem Bürgermeister am Fenster stehend, beobachtet sie das hektische Treiben der SS-Truppen im „Hessischen Hof“ gegenüber, die sich auf den Kampf vorbereiten. Noch einmal nimmt sie allen Mut zusammen, sagt entschlossen zum Bürgermeister: Kommen sie, wir müssen eine Katastrophe verhindern! Dann verschwinden beide.

Was danach genau geschieht ist bis heute unbekannt. Jedoch ziehen sich die SS-Truppen noch in der Nacht zurück. Ein sinnloser Kampf wird vermieden und die amerikanischen Befreier können am nächsten Tag gewaltlos in Dörnberg einrücken. Der Bürgermeister selbst berichtet später: „Allein die Pfarrersfrau hat das Dorf gerettet.“ Nach dieser Heldentat wird es wieder ruhig um Charlotte Stehfen, die am 30. Juni 1961 stirbt.

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