Große Nachfrage nach Berufspaten

Die Ehrenamtlichen sind in Landkreis und Stadt Kassel wichtige Helfer für junge Menschen auf dem Weg in Ausbildung und Beruf

Hofgeismar / Landkreis Kassel. Carina Wetekam ist in der 10. Realschulklasse der Gustav-Heinemann-Schule. Heute hat sie ihr erstes Bewerbungsgespräch. Ihr gegenüber sitzen Bernhard Boss und Ernst Blömeke. Die beiden Berufspaten haben jahrzehntelange Berufserfahrung. Heute spielen die Beiden die Rolle des Arbeitgebers. Wie ist das Auftreten, hat der Bewerber eine klare Vorstellung vom zukünftigen Arbeitgeber und vom Berufsbild – das sind Dinge auf die sie achten.

Carina Wetekam (16) von der Gustav-Heinemann-Schule in Hofgeismar im Bewerbungsgespräch mit den beiden Berufspaten Ernst Blömeke (links) und Bernhard Boss.

In mittlerweile sieben allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sind die Berufspaten regelmäßige und gern gesehene Trainingspartner für das Üben von Vorstellungsgesprächen. Für jeden gibt es anschließend eine ehrliche und wertschätzende Rückmeldung sowie wertvolle Tipps für ein überzeugendes Auftreten im echten Bewerbungsverfahren. 

„Für viele der jungen Menschen sind diese Trainings der erste Praxistest für spätere Bewerbungsverfahren“ erklärt Koordinatorin Brigitte Vogler, „die überaus positiven Rückmeldungen zeigen, dass diese Übungen von den Jugendlichen sehr geschätzt werden und oft irreale Vorstellungen korrigieren oder Ängste nehmen können.“ Außerdem mache das Training allen Beteiligten viel Spaß.

Brigitte Vogler, Koordinatorin der Berufspaten.

Berufliches Wissen und Lebenserfahrung weitergeben und damit Jugendliche bei der Ausbildungsplatzsuche unterstützen – ist die Idee hinter dem Projekt „Berufspaten“, das seit 2008 im Landkreis Kassel aktiv ist. Das Bewerbungstraining ist dabei nur ein Teilaspekt.

Auch in „Tandems auf Zeit“ unterstützen die Berufspaten junge Menschen, oft mit Migrations- bzw. Fluchtgeschichte, beim Übergang von der Schule ins Berufsleben. Die Ehrenamtlichen helfen ihren Schützlingen bei der Berufsorientierung, beim Schreiben von Bewerbungen, bei der Suche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen und auch bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Meist werden die Patenschaften auch noch nach Aufnahme einer Ausbildung unterstützend weitergeführt. „In diesem Jahr haben bereits zwei junge Menschen, die von Berufspaten durch die gesamte Ausbildung hindurch begleitet wurden, ihren Abschluss als IT-Kauffrau und Hauswirtschafter gemacht. Ein junger Mann hat es sogar bis zum Studium gebracht“, freut sich Brigitte Vogler.

Franz Ruis aus Vellmar war früher im Vorstand einer Sparkasse. Seit sechs Jahren kümmert er sich als Berufspate um junge Menschen.

Aktuell werden 21 junge Menschen von Paten in „Tandems auf Zeit“ begleitet. Die meisten sind inzwischen in Ausbildungen einige noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. „Die Nachfrage nach solchen Mentorinnen und Mentoren ist groß, so dass das Berufspatenprojekt weitere lebens- und berufserfahrene Freiwillige aus Stadt und Landkreis Kassel sucht, die junge Menschen eine Zeitlang beim Start ins Berufsleben begleiten möchten.“

Interessierte wenden sich bitte an Koordination Brigitte Vogler, Tel.: 0561-1003 1275, Mail:  berufspatenprojektlandkreiskasselde. Weitere Informationen unter:  www.landkreiskassel.de/berufspatenprojekt (Öffnet in einem neuen Tab)

Die ehemalige Krankenschwester Annemarie Feuring ist schon seit zehn Jahren als Berufspatin aktiv.

Hintergrund:

Die Gemeinnützige Arbeitsförderungsgesellschaft im Landkreis Kassel mbH als Trägerin des Projekts bietet den Freiwilligen regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch, Stammtische und Fortbildungen an, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Paten sind eingebunden in ein gut organisiertes und professionell betreutes Netzwerk und bekommen eine Aufwandsentschädigung. Gefördert wird das Berufspatenprojekt vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration.