Für die Papiersammlung setzt die Abfallentsorgung Kreis Kassel künftig zwei wasserstoffbetriebene Abfallsammelfahrzeuge ein. Die neuen Lkw verursachen weniger Geräusche und sind deutlich emissionsärmer als konventionelle dieselbetriebene Fahrzeuge. „Ermöglicht wird dies durch eine neue Hybridtechnik, also eine Kombination aus Elektro- und Wasserstoffantrieb“, erklärt Betriebsleiter Uwe Pietsch. Das Sammelfahrzeug wird dabei mit dem Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage gespeist, den Wasserstoff gibt es am Lohfeldener Rüssel. „Die ersten Kilometer fährt der LKW mit Strom, nach ca. 60 Kilometern schalten sich die drei Brennstoffzellen ein und sorgen für eine Fahrstrecke von mehr als 200 Kilometer am Tag“, erläutert Pietsch die moderne Antriebstechnik.
Der Eigenbetrieb hat sich zu diesem Schritt entschlossen, um saubere und energieeffiziente Fahrzeuge im täglichen Einsatz zu testen, um beispielhaft neue Antriebstechniken in Nordhessen zu etablieren und die Emissionen im Straßenverkehr weiter zu senken. Bei einer täglichen Fahrstrecke von 100 Kilometern liegt die Einsparung bei 166 Kilogramm CO2, hochgerechnet auf 250 Tage werden über 40 Tonnen CO2 pro Jahr und Sammelfahrzeug eingespart. „Mit dem Einsatz von modernen Antriebstechniken leistet der Landkreis Kassel einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele“, sagt Landrat Andreas Siebert.
Die Abfallentsorgung Kreis Kassel hatte sich vor drei Jahren um eine Förderung durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) beworben. In Zusammenarbeit mit dem Projektträger Jülich (PTJ) und NOW (Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie) hat die Abfallentsorgung Kreis Kassel mehr als 2 Mio. Euro erhalten, um damit den Kauf von zwei Abfallsammelfahrzeugen mit Brennstoffzellentechnologie finanzieren zu können. Nach einem EU-weiten Ausschreibungsverfahren hat vor einem Jahr das Unternehmen Zöller-Kipper aus Mainz den Auftrag erhalten, zwei Abfallsammelfahrzeuge mit Brennstoffzellentechnologie zu liefern. Hierbei handelt es sich um den Typ „Blue Power“, bestehend aus einem Econic-Fahrgestell von Mercedes-Benz. Der Abfallsammelaufbau, die Batterietechnik, Brennstoffzellen und Wasserstofftanks sowie alle Steuerelemente sind von Zöller-Kipper.
„Obwohl ein Sammelfahrzeug mit dieser Antriebstechnik im Vergleich zum Diesel-Fahrzeug das fünffache kostet, wird dieser Preis relativiert, da nicht nur erhebliche Kosten für Dieselkraftstoff, sondern auch schädliche Emissionen wie CO2 und Stickoxide über die Jahre eingespart werden können“, sagt Betriebsleiter Uwe Pietsch. Auch die Lautstärke im Betrieb werde um bis zu zehn Dezibel reduziert. Das sei nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Anwohner angenehmer.
„Der Einsatz dieser neuen Antriebstechnologie stellt uns vor besondere Herausforderung und wir sind alle gespannt, wie sich diese Technik in der Praxis bewähren wird. Ich bedanke mich besonders bei unseren Fahrern und Werkern sowie bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Umstellung auf umweltschonende Antriebe mit großem Engagement unterstützen und vorantreiben“, sagt Landrat Andreas Siebert abschließend.
HINTERGRUND
Durch die sogenannte Elektrolyse wird Wasser mittels elektrischen Stroms in die beiden gasförmigen Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. In der Brennstoffzelle verbinden sich anschließend wieder Wasser- und Sauerstoff, so dass elektrische Energie freigesetzt wird, die wiederum in das Hochvoltnetz des LKW einfließt, um E-Motoren und Batterie zu versorgen. Wasserstofffahrzeuge zählen somit zu den E‐Fahrzeugen. Im Unterschied zu Elektrofahrzeugen produzieren sie ihren Strom jedoch selbst. Durch das ständige Nachladen der Batterie erreichen die Abfallsammelfahrzeuge die nötige Reichweite für den täglichen Einsatz. Bei dieser neuen Generation von Fahrzeugen werden vor Ort keine Schadstoffe ausgestoßen.
Alle aktuellen Informationen können unter www.abfall-kreis-kassel.de (Öffnet in einem neuen Tab) oder in der App nachgelesen werden.