Mehr Jugendliche ins Engagement bringen - mit dem Freiwilligen Sozialen Schuljahr Region Kassel

Bürgermeisterin Ilona Friedrich strebt gemeinsam mit dem Landkreis Kassel sowie dem Staatlichen Schulamt Stadt und Landkreis Kassel die Einführung eines Freiwilligen Sozialen Schuljahrs Region Kassel (FFSJ-Region Kassel) zur Förderung des freiwilligen Engagements an.

Trafen sich zum ersten Planungstreffen und gaben damit den Startschuss für das Freiwilligen Soziale Schuljahr Region Kassel (FSSJ): Gabi Lengemann, Landkreis Kassel, Landrat Uwe Schmidt, Bürgermeisterin Ilona Friedrich, Philipp Imhof, Staatl. Schulamt, Suna Yildiz, Projektkoordinatorin/ Stadt Kassel, Annette Knieling, Staatliches Schulamt Stadt und Landkreis Kassel.

Ziel ist es, dass zum Schuljahr 2020/2021 die ersten Schülerinnen und Schüler mit dem FFSJ beginnen.

Das Konzept stellten jetzt Bürgermeisterin Friedrich, Landrat Uwe Schmidt und Annette Knieling für das Staatliche Schulamt vor. Im FSSJ sollen Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderung ab 14 Jahren die Chance erhalten, sich regelmäßig und verbindlich ein Schuljahr lang in sozialen Einrichtungen für rund zwei Stunden in der Woche - rund 80 Stunden insgesamt -, freiwillig zu engagieren. 
 "Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass Jugendliche, die sich frühzeitig freiwillig in Vereinen, Stiftungen und sonstigen Organisationen engagieren, Fähigkeiten erwerben, die ihnen bei der Berufswahl und in ihrem späteren Berufsleben sehr hilfreich sein können. Aus diesem Grunde möchte die Stadt Kassel das freiwillige soziale Engagement der Jugendlichen in der Region Kassel aktivieren und ihnen gemeinsam mit dem Landkreis Kassel die Möglichkeit bieten, sich persönlich weiterzuentwickeln und ihre Sozialkompetenzen zu fördern", so Bürgermeisterin Friedrich.

Den Trend aufgreifen

Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene seien bereit, sich für die Gesellschaft einzusetzen. "Dieses Interesse soll aufgegriffen und gezielt gefördert werden."

Die vergangenen Jahre haben allerdings auch gezeigt, dass freiwillig Engagierte sich immer mehr von traditionellen Vereinsstrukturen lösen und der Trend in Richtung Spontan-Engagement geht. "Viele Vereine in der Region Kassel tragen Sorge, keinen Nachwuchs in der ehrenamtlichen Arbeit finden zu können. Mit dem FSSJ haben sie die Chance auf eine regelmäßige Mitarbeit über einen längeren Zeitraum hinweg und im Idealfall auf ein Engagement über die Zeit des Programms hinaus", erläuterte Landrat Uwe Schmidt. Das FSSJ könnte so als institutionelles und langfristiges Ehrenamt der allgemeinen Entwicklung Rechnung tragen falls die Jugendlichen bereits in einem Verein aktiv sind, kann diese Möglichkeit in ein FSSJ umgewandelt werden.

"Im Rahmen des FSSJ können Schülerinnen und Schüler aus einer Vielzahl von Einsatzstellen auswählen - beispielsweise in Kindergärten, Seniorenheimen oder einem Verein vor Ort. Neben der schulischen Bildung könne sie so Kompetenzen und Qualifikationen erwerben, wertvolle Erfahrungen sammeln und Selbstständigkeit erlangen sowie neben der Stärkung der Persönlichkeit auch Anregung für ihre berufliche Orientierung erhalten", beschrieb Annette Knieling die Förderabsichten.

Auch für die Einsatzstellen könne die Mitarbeit von Schülerinnen und Schülern eine Bereicherung bringen, wenn Aufgaben von Jugendlichen übernommen werden, sie neue Ideen und Perspektiven einbringen.

Ziele des FSSJ

  • Mehr Jugendliche ins Engagement bringen
  • Mehr Wertschätzung und Anerkennung für das Engagement Jugendlicher bieten
  • Neue und reizvollere Angebote für das Engagement von Jugendlichen bieten
  • Möglichkeiten zum Engagement bekannter und einfacher zugänglich machen
  • Stärkung der Persönlichkeit der Jugendlichen und Anregung zur beruflichen Orientierung
  • Gemeinnützigen Einrichtungen und Organisationen eine zusätzliche Möglichkeit bieten, junge und interessierte Menschen an ihre Arbeit und ihr Engagement heranzuführen und sie ggf. als Nachwuchs zu gewinnen
  • Engagement als außerschulisches Lernfeld

Begleitung im FSSJ

Während der Dauer des FSSJ werden die Jugendlichen begleitet und gefördert. Ein externer Dienstleister soll für die Stadt Kassel die Akquise der Schulen, Schülerinnen und Schüler und Träger übernehmen. Über eine Internetplattform können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Stellen sowie die damit verbundenen ehrenamtlichen Tätigkeiten und Aufgaben einzusehen und Kontakt aufnehmen.

Zum Abschluss ihres FSSJ erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein aussagefähiges Zertifikat, das ihre Einsatzbereitschaft und auch ihre persönlichen Kompetenzen und Lernerfahrungen dokumentiert.

Interessant für die Wirtschaft

Soziale Kompetenzen, beispielsweise die Fähigkeit zur Teamarbeit, ist in immer mehr Unternehmen von besonderer Bedeutung. Indem Jugendliche bereits zu Schulzeiten längerfristig in einem Team arbeiten und ihre Lernkompetenzen durch neue Aufgaben erweitern, bilden sie diese Sozialkompetenzen aus. Die Teilnahme an einem FSSJ weist Jugendliche aus und zeigt späteren Arbeitgebern, dass sie bereit sind, freiwillig und verbindlich zusätzliche Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen, die der Gemeinschaft zu Gute kommen.

Hintergrund

Das Freiwillige Soziale Schuljahr (FSSJ) wurde in Neustadt/Aisch in Bayern entwickelt und dient bisher für viele Bundesländer als Vorbildmodell. Unter anderem hat der Werra-Meißner-Kreis die Idee aufgegriffen und führt es seit Jahren erfolgreich durch. Die Landesregierung hebt das Projekt im Koalitionsvertrag zwischen CDU Hessen und Bündnis90/Die Grünen Hessen für die 20. Legislaturperiode hervor und möchte die Verbreitung des Projektes in Hessen vorantreiben.

Nach derzeitigem Stand (letzte Erhebung November 2018) besuchen insgesamt 1692 Schülerinnen und Schüler die 8. Klasse in Kasseler Schulen. An Gesamtschulen sind es 770, an Gymnasien 523, an der Realschule 81 und an der Mittelstufe 56 Schülerinnen und Schüler. Die Privatschulen besuchen derzeit 262 14-jährige Schülerinnen und Schüler.

Die Gesamtschülerzahl an den 8. Klassen der Landkreis-Schulen beläuft sich auf 1746. Hinzu kommen 62 Schülerinnen und Schüler an Förderschulen.