Kreisübergreifendes Renaturierungsprojekt

Entbuschung von Kalkmagerrasenflächen oberhalb von Scherfede

Warburg. Wer in den letzten Tagen am Kellberg oberhalb von Scherfede unterwegs war, dem wird es nicht entgangen sein: Das Landschaftsbild hat sich verändert. Der dichte Bewuchs mit Bäumen und Sträuchern ist verschwunden, die abgeschnittenen Gehölze sind fein säuberlich in Haufen aufgeschichtet, nur vereinzelte Eichen und Strauchgruppen prägen nun noch die Bergkuppe.

Im Bild: (v.l.) Jürgen Düster (Landkreis Kassel), Pascal Lepa (Forstbetrieb Stefani), Frank Grawe (Landschaftsstation), Diego Krämer (Untere Naturschutzbehörde)

Die Kalkmagerrasenflächen, am Kellberg und anderen Südhängen im erweiterten Einzugsbereich der Diemel, gehören eigentlich zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas. Jedoch sind sie Mangels Nutzung und Pflege in den vergangenen Jahren mehr und mehr zugewachsen. Die Folge ist der Verlust zahlreicher Arten. Insbesondere Insekten leiden unter der zunehmenden Verbuschung der Flächen.

Ein kreisübergreifendes Renaturierungsprojekt unter der der Federführung des Landkreises Kassel und mit wissenschaftlicher Begleitung von Experten der Universität Osnabrück will dem nun entgegenwirken. "Unser Ziel ist es wertvolle Sträucher und Bäume sowie besonders prägende Landschaftselemente stehen zu lassen, aber die Gebüsche, die den Licht- und Wärmeeinfall für den Kalkmagerrasen verhindern, zu entfernen", erläutert Frank Grawe von der Landschaftsstation Höxter. Anschließend sollen die Flächen mit dafür geeigneten Tieren, wie etwa Schafe oder Ziegen, beweidet werden, damit sie nicht wieder zuwachsen.

Projektleiter Jürgen Düster vom Landkreis Kassel zeigt sich beim Ortstermin, zu dem neben Grawe auch Diego Krämer von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Höxter und Pascal Lepa von der Firma Stefani gekommen sind, sehr zufrieden mit den Arbeiten. Im Blick hat er dabei vor allem eine bodenschonende Arbeitsweise. "Wir wollen keine Schlammschlacht", versichert er. Weshalb die Arbeiten bei ungünstiger Witterung unterbrochen und auf einen geeigneteren Zeitpunkt zu verschoben werden sollen.

Insgesamt sollen etwa 60 Hektar Kalkmagerrasen im Landkreis Kassel und im Kreis Höxter renaturiert und für wissenschaftliche Untersuchungen genutzt werden. Die Wissenschaftler erhoffen sich dadurch neue Erkenntnisse über die Entwicklung der Artenvielfalt und die Verwertung des Gehölzschnitts, die beispielgebend für die zukünftige Naturschutzpraxis sein könnten. Das Bundesamt für Naturschutz, die Länder Nordrhein-Westfalen und Hessen sowie der Landkreis Kassel als Projektträger haben dafür rund 1,7 Millionen Euro bereitgestellt.

Was passiert im Kreis Höxter

Die Projektmaßnahmen im Kreis Höxter werden durch die Landschaftsstation im Kreis Höxter mit Sitz in Borgentreich fachlich vorbereitet und begleitet. Der Auftrag zur Gehölzentfernung ist vom Landkreis Kassel an den Forstbetrieb Stefani in Diemelstadt erteilt worden. Er beinhaltet die Freistellung von insgesamt 13 Hektar Fläche. Neben dem Kellberg werden der Krähenberg bei Dalhausen, die Randflächen des Sportplatzes in Calenberg, der Heiberg bei Körbecke, die Diemelhänge bei Warburg und das Naturschutzgebiet Drachenholl bei Rimbeck freigestellt. Nach dem Abschneiden der Gehölze werden diese auf Haufen zusammengetragen und später zu Holzhackschnitzeln gehäckselt, welche in der Region veräußert werden. Um den schnellen Wiederaustrieb der Gehölze zu minimieren, werden die entbuschten Flächen gemulcht, soweit das aufgrund der Topographie möglich und sinnvoll ist. Im Vorfeld der Maßnahmenumsetzung werden die betroffenen Flächeneigentümer und Bewirtschafter beteiligt.